"Die größte Leistung ist, sich selbst treu zu bleiben in einer Welt, die einen immerfort zu verändern sucht." Ralph Waldo Emerson

Anderer Sternenstaub

Dienstag, 15. November 2011

Eine wahre Geschichte...

Laut vibrierte der Bass. Es wurde getrunken. Gefeiert. Und die Stimmung hatte noch lange nicht ihren Hochpunkt erreicht. Doch Alena kam nicht so richtig in Stimmung.
Andauernd musste sie einen Blick auf Carina und Janosch werfen, die lautstark und fröhlich neben ihr herum alberten. Carina ihre beste Freundin und Janosch, ihr bester Freund. Sie unterhielten sich ganz einfach, das war alles. Und was empfand sie? Pure Eifersucht.
Sie verstand die Welt nicht mehr. Was war nur los mit ihr? Janosch war ein guter Freund mehr nicht, das hatte sie ihm schon tausendmal klarmachen müssen. Denn für ihn war sie mehr als bloß eine Freundin. Sie atmete tief ein. Sie hatte wohl einfach schon zu viel getrunken, das war die einzige plausible Erklärung.
„Alles klar bei dir?“, erkundigte sich Janosch auf einmal und nahm Alenas Hand. Plötzlich kam es ihr vor, als würde ihr Herz für einen Moment stehen bleiben und auch in ihrem Bauch machte sich ein sehr merkwürdiges Gefühl breit.
„Ja, sicher. Was soll sein?“, meinte sie so locker wie möglich. Krampfhaft versuchte sie unbeschwert zu wirken, aber es fiel ihr unwahrscheinlich schwer. Sie erkannte sich selbst nicht wieder. Janosch stand nicht auf Carina und Carina erst Recht nicht auf Janosch. Aber schon alleine, dass sie sich darüber Gedanken machte beunruhigte sie so sehr, dass sich ihre Nackenhaare aufstellten. Das durfte doch nicht wahr sein.
„Ich merk doch das was nicht stimmt, komm mal her“, meinte Janosch und nahm sie in den Arm.
Sie konnte es nicht verleugnen, es fühlte sich verdammt gut an.
„Wuhu, Foto!“, hörte sie es von einem auf den anderen Moment neben ihr rufen und Anisha wedelte mit einer Kamera vor ihrem Gesicht rum.
„Mensch, ihr beiden seid echt so süß, das gibt es gar nicht“, fügte sie Freuden strahlend hinzu und knipste ein Bild nach dem anderen.
„Nimm das Ding weg“, wehrte sich Alena und versuchte aufzustehen, um Anisha die Kamera aus der Hand zu schlagen. Doch Janosch hielt sie zurück.
„Lass sie doch, ich will auch mal wieder ein neues Bild von uns beiden haben“, sagte er und lächelte sie dabei an. Alena schmolz förmlich dahin. Doch gleichzeitig schüttelte sie innerlich den Kopf über sich. Das war doch nicht sie. Wie oft hatte sie Janosch wohl schon gesagt, dass sie nicht in ihn verliebt war. Und jetzt?
„Ich muss mal kurz auf die Toilette“, entschuldigte sie sich hastig und stand fluchtartig auf.
Als sie fertig war und wieder zurück zu den anderen gehen wollte, lief sie gegen Janosch.
„Lust ein bisschen spazieren zu gehen?“, fragte er.
„Ja von mir aus, ich sag gerade noch den anderen Bescheid“, antworte Alena und lief zu Carina.
„Janosch und ich gehen gerade mal eine Runde spazieren“, sagte sie schnell.
„Aha, spazieren. Na dann viel Spaß“, zwinkerte ihre Freundin.
„Was willst du denn jetzt?“, fragte Alena und versuchte möglichst amüsiert drein zu schauen. Aber leider konnte sie ein Grinsen nicht unterdrücken.
„Du wirst knallrot“, triumphierte Carina.
„Man, lass mich, wir gehen jetzt“, wimmelte Alena ab und suchte das Weite. Immer diese Unterstellungen. Sie wollten doch nur spazieren gehen. Aber wenn sie ihren gesunden Menschenverstand einschaltete, dann wurde klar, dass es sehr wahrscheinlich nicht dabei bleiben würde.
Janosch hatte sie schon den ganzen Abend komisch von der Seite angesehen. Anders als sonst. Intensiver. Und sie hatte diese Blicke mit äußerstem Wohlwollen aufgenommen. Sie musste sich eingestehen, dass sich ihre Gefühle verändert hatten. Wie sonst waren ihr Herzrasen und ihre Nervosität zu deuten?
„So also wir können“, sagte sie bei Janosch angelangt.
„Okay“, antwortete er.
Schweigend gingen sie nebeneinander her, bis er anfing über belanglose Dinge zu sprechen. Sie antworte, aber geistig war sie nicht anwesend. Sie fühlte sich so stark zu ihm hingezogen, dass sie das Gefühl hatte, ihr Brustkorb wäre kurz vorm Zerreißen.
„Willst du wieder rein gehen?“, fragte Janosch plötzlich.
Alena hatte gar nicht gemerkt, dass sie wieder bei der Party angekommen waren.
In Anbetracht der Kälte, die draußen herrschte, wäre Alena liebend gerne wieder nach drinnen gegangen, aber sie wollte noch weiter mit ihm draußen bleiben. Allein.
„Ne, also ich muss noch nicht unbedingt wieder zu den anderen“, sagte sie.
„Gut, ich auch nicht“, erwiderte er.
Sie setzten sich wieder in Bewegung und erneutes Schweigen machte sich breit. Aber diesmal war es ein anderes Schweigen. Zufriedenstellend. Plötzlich nahm Janosch Alenas Hand. Sie blieb stehen und sah ihn an. Sah in seine dunklen Augen. Er zog sie an sich und im nächsten Moment spürte sie seine Lippen auf ihren. Es fühlte sich an, als würde ihr Körper explodieren.
Es war unbeschreiblich. Sie hatte keine Ahnung, wie lang der Kuss dauerte, doch eines war sicher: In dem Moment, in dem ihre Lippen in einander verschmolzen, wurde ihr klar, dass aus einer wunderbaren Freundschaft Liebe geworden war. Nichts als Liebe.

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