"Die größte Leistung ist, sich selbst treu zu bleiben in einer Welt, die einen immerfort zu verändern sucht." Ralph Waldo Emerson

Anderer Sternenstaub

Samstag, 29. September 2012

Warten


Traurig schaute Ute Eichenbach Luna an. Mehrere Stunden stand das kleine Mädchen jetzt schon dort am Fenster, völlig bewegungslos, sein Blick starr nach draußen gerichtet. Seit vier Jahren tat es das nun schon. Immer drei Tage vor seinem Geburtstag. Ute seufzte. Es hatte keinen Zweck.
„Schätzchen“, flüsterte sie und strich Luna sanft über den Kopf, „meinst du nicht, wir sollten mal wieder zu den anderen gehen? Es gibt gleich Essen.“
„Nein, ich warte noch“, antwortete Luna und in ihrem Blick lag so viel Überzeugung und Fröhlichkeit, dass es Ute fast das Herz brach.
Ute Eichenbach war Heimleiterin in einem Heim für Kinder, die ihre Eltern verloren hatten. Sicher war die Geschichte eines jeden Kindes, das hier leben, musste traurig, aber Luna Schulte war ein besonderer Fall. Sie hatte ihre Eltern vor vier Jahren durch einen Attentäter verloren.
Es war der Hochzeitstag ihrer Eltern gewesen und aus diesem Grund wurde ein Kindermädchen für Luna beauftragt, das, während die Eltern zu zweit in einem Restaurant aufeinander anstoßen würden, auf das Mädchen aufpassen sollte. Doch der Abend nahm ein schreckliches Ende. Ein psychisch gestörter Mann stürmte das Restaurant und richtete ein Blutbad an. Anschließend erschoss er sich selbst.
Als zwei Polizisten kamen, um über die grausame Tat zu berichten, stand Luna alleine am Fenster. Sie hatte sich mit aller Kraft dagegen gewährt, ins Bett geschickt zu werden.
„Ich warte auf Mama und Papa“, war alles, was sie damals sagte.
Der Mord an ihren Eltern hatte sich nicht nur an deren Hochzeitstag ereignet, es hätte auch nur noch drei weitere Tage gedauert, bis Luna vier Jahre alt geworden wäre. Seitdem stand sie immer drei Tage vor ihrem nächsten Geburtstag am Fenster, Jahr für Jahr.
Die meisten Menschen, die mit Luna gearbeitet hatten, gaben früher oder später auf. Sie schien partout nicht einsehen zu wollen, dass ihre Eltern nicht mehr am Leben waren. Es war nahe zu unheimlich, was sie für eine Lebensfreude an den Tag legte. In den ganzen vier Jahren, die das Mädchen hier lebte, hatte Ute Eichenbach es nicht ein einziges Mal traurig erlebt. Selbst, wenn es irgendwann seinen Fensterplatz verlassen musste und begriff, dass seine Eltern nicht kommen würden, lächelte es und meinte:“ Naja, dann kommen sie eben nächstes Jahr.“
Von den anderen Kindern wurde Luna gemieden. Ute Eichenbach hatte schon oft erlebt, dass einzelne sich über sie und ihren scheinbaren Glauben daran, dass ihre Eltern noch am Leben seinen, lustig machten. Andere fanden es unheimlich, wie sie jedes Jahr zur selben Zeit am Fenster stand.
Ute war die Einzige, die fest daran glaubte, dass es mit Luna irgendwann bergauf gehen würde. Dass sie ihr Trauma überwinden und irgendwann mit der Verdrängung aufhören würde.
Sie schaute auf die Uhr. Es war 6. Zeit zum Abendessen.
„Luna, du solltest jetzt zum Essen kommen, die anderen Kinder warten auf dich“, versuchte sie ein letztes Mal das Mädchen zu überzeugen.
„Nein“, antwortete Luna und schüttelte dabei langsam den Kopf. Dann sah sie Ute Eichenbach tief in die Augen und sprach mit fester Stimme: „Ich verrate dir ein Geheimnis. Auf mich wartet niemand, weißt du? Aber meine Eltern, die schauen von oben auf mich herab und sehen, dass ich immer auf sie warten werde.“ Mit diesen Worten drehte sie Ute wieder den Rücken zu und schaute aus dem Fenster. Aber diesmal blickte sie nicht gerade aus. Sie sah nach oben. Ihr Blick dabei war ernst.


Montag, 24. September 2012

Chicksis



No one can catch us
Nothing can change this
Covered in stardust
Things so golden...


Sonntag, 16. September 2012

"Whoever said that money can’t buy happiness, simply didn’t know where to go shopping."
— Bo Derek

 Primark, 13 Euro

 Primark, 18 Euro

 Primark, 3 Euro

 i am, 6 Euro

 Primark, 3 Euro

 Primark, 3 Euro

 Primark, 3 Euro

Tommy Hilfiger, 140 Euro

Freitag, 14. September 2012



Ekstase

Immer schneller drehte sie sich im Kreis, breitete die Arme aus. Sie wusste nicht, ob sie schrie. Sie spürte wie das Lagerfeuer ihr Gesicht erhitzte. Irgendwo hatte sie ihre Tasche verloren, vielleicht hatte sie sie jemandem gegeben. Es war egal. Alles war egal in dieser Nacht, in ihrer Nacht. Einer nie endenden Nacht.
Die Musik durchfuhr ihren Körper. Sie tanzte immer weiter, warf all die Last von sich. Das hatte sie verdient, sie hatte genug Leid ertragen müssen. Jetzt war es vorbei, sie hatte einen Schlussstrich gezogen. Niemand da, der sie mehr kontrollieren konnte, ihr etwas vorzuschreiben versuchte.
Tief atmete sie die kühle Nachtluft ein, inhalierte sie. So fühlte sich Freiheit an. Fast schon hatte sie dieses Gefühl vergessen, aber nur fast. Nun konnte alles nur besser werden. Die Sterne leuchteten so hell am Himmel, wie sie es nie zuvor getan hatten, so erschien es ihr. Plötzlich spürte sie, wie ihr jemand durch die Haare strich. Er war es. Sie drehte sich um und lachte, lachte, wie sie ewig nicht gelacht hatte und schlang die Arme um ihn.
Auf einmal spürte sie seine Lippen auf ihren. Sein Verlangen übertrug sich auf sie. Der Kuss war ewig.
„Ich liebe dich“, flüsterte er, „ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich“. Keine Worte dieser Welt konnten beschreiben, wie sehr sie ihn liebte und in diesem Moment war sie sich sicher, dass sie es immer tun würde. Seine Stimme war überall. Sein Geruch war überall. Seine Lippen waren überall. Sie wusste nicht, ob es ihr Herz oder der Bass war, der vibrierte. Doch das war ohnehin unwichtig. Die Hauptsache war, dass sie hier war. Mit ihm. Sie verlor das Gleichgewicht, aber es war nicht schlimm. Er hielt sie fest. Er würde sie immer festhalten und sie würde ihn nie mehr loslassen.