"Die größte Leistung ist, sich selbst treu zu bleiben in einer Welt, die einen immerfort zu verändern sucht." Ralph Waldo Emerson

Anderer Sternenstaub

Montag, 24. Oktober 2011

Sommernachtsball


Wieder sah Carine auf ihre Uhr. Er würde nicht mehr kommen. Sie hatte es geahnt und verfluchte sich selbst dafür. Alle hatten sie ihn vor ihm gewarnt. „Er spielt nur mit dir“, hatten sie gesagt. „Er merkt überhaupt nicht, was du für ihn empfindest.“So etwas wie wahre Liebe kennt er nicht.“
Ja sie hatten sich ein paar mal getroffen, aber Carine wusste, dass es für ihn nicht das gleiche gewesen war wie für sie. Er hatte gesagt, er würde zum Sommernachtsball kommen.
„Alles leere Versprechen“, dachte Carine. Jetzt stand sie da. In einem caramellfarbenen Cocktailkleid. Der Wind blies durch ihre dunkelbraunen Haare. Sie hatte perfekt aussehen wollen... Für ihn.
Durch den Tränenschleier nahm sie ihre Umwelt nur noch verschwommen wahr.
„Hey, das schöne Make up“, rief Alena und wischte ihr die Tränen aus dem Gesicht. „Ich hab dir gesagt, das es hoffnungslos ist. Er hat dich nicht verdient... Komm wir gehen jetzt was trinken.“
„Vielleicht hast du Recht“, erwiderte Carine, „ich hab mir mal wieder völlig umsonst Hoffnungen gemacht.“
Gerade als sie los gehen wollte, legten sich von hinten zwei Hände über Carines Augen.
„Es tut mir Leid, dass ich zu spät bin. Hast du lange gewartet?“, fragte die Stimme hinter ihr.
Für einen Moment kam es ihr so vor, als hätte ihr Herz aufgehört zu schlagen. Markus war da. Direkt hinter ihr.
Er wandte sich an ihre Freundinnen. „Darf ich sie euch mal entführen?“, fragte er.
„Von mir aus...“, brummte Alena. Carine wusste genau, was sie dachte. Markus schaffte es jedes mal wieder sie um den Finger zu wickeln. Sie war Watte in seinen Händen.
Er nahm sie an der Hand und zog sie in die Mitte der Wiese, auf die Tanzfläche.
„Chacha?“, fragte er.
Carine nickte. Sie konnte nicht glauben, dass er hier war und mit ihr tanzte. Er hatte sie nicht im Stich gelassen.
Doch als das Lied nach wenigen Minuten vorbei war löste sich Carines Euphorie in Luft aus. Eine langsames Klavierstück begann. Jetzt würde er wieder gehen und den Rest des Abend mit anderen Mädchen tanzen. Traurig zuckte sie die Schultern und wandte ihm den Rücken zu.
Doch Markus zog sie an sich.
„Hey, wohin willst du denn?“, flüsterte er ihr ins Ohr und sie konnte seinen warmen Atem spüren.
„Auf dieses Lied will ich nur mit dir tanzen.“
Zärtlich legte er seine Arme um sie und sie begannen mit einem langsamen Walzer. Carine fühlte sich wie in Trance. Die Tanzfläche war erleuchtet von tausenden von Lampions. Sie und er in der Mitte.
Als der letzte Ton verklungen war schloss Carine die Augen und atmete die schwüle Abendluft ein. „Komm mit, ich kenne einen ungestörten Ort“, sagte Markus plötzlich und wieder folgte sie ihm.
Nichts und niemand hätte sie jetzt in diesem Moment daran hindern können.
Sie fand sich unter einer alten Linde wieder.
„Wie findest du es?“, fragte Markus.
„Es ist... wunderschön“, antwortete Carine leise.
„Carine, ich habe dich nicht umsonst hier hin geführt. Ich weiß nicht ob du es gemerkt hast, aber ich empfinde mehr für dich als nur Freundschaft. Aber ich habe das Gefühl, von dir immer nur zurückgewiesen zu werden. Ich weiß nicht was ich noch machen soll. Ich bekomme nächtelang kein Auge zu, weil ich immerzu an dich denken muss. Und jetzt sehe ich keine andere Möglichkeit mehr, als es dir zu sagen: Ich liebe dich.“
Carine starrte ihn ungläubig an.
„Markus“, setzte sie an, „ Ich weiß echt nicht was ich sagen soll. Ich dachte immer du empfindest nichts für mich. Wie konnte ich nur so blöd sein? Jedes Mal, wenn wir uns gesehen haben, habe ich darauf gewartet, dass du mir in irgend einer Weise zeigst, was du fühlst. Und ich war so verbissen darauf, dass ich überhaupt nicht bemerkt habe, dass es genau das gleich ist, was ich auch empfinde. Und fast hätte ich es aufgegeben. Ich...“, sie schluchzte auf. „Ich liebe dich.“
Dann versank sie in seiner Umarmung. Und als sie seine zarten Lippen auf ihren spürte, wusste sie, wie sich wahres Glück anfühlte.


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